Dienstag, 14. Juni 2011

Liebe Gurken, liebe Tomaten

Liebe Gurken, liebe Tomaten,

ich möchte mich bei Euch entschuldigen. Für die Panikmache in Sachen EHEC konnte ich nichts, aber auch ich habe Euch gemieden, zwei oder drei Wochen lang, die Parias im Gemüseregal. Dabei wart ihr, wie sich herausstellte, unschuldig. Manch einer mag es als Kollateralschaden bezeichnen, dass Euer Ruf nun ruiniert ist. Glaubt mir: ich habe mit Euch gelitten. Ratlos stand ich im Discounter und fragte mich: Was soll ich in nun in den griechischen Salat tun? Mitten in der Grillsaison. Dennoch hoffe ich, dass die EHEC-Krise noch eine Weile anhält.

Denn sonst ist es wie immer. Dioxin-Eier kommen und gehen, Vogelgrippe, Schweinepest, BSE – zu leicht waren die Ursachen zu identifizieren. Nach einem kurzen Ekelschauer ging alles weiter wie bisher. Disemal ist es anders: Die Fachleute sind ratlos, die Krankheitsquelle kann nnoch nicht identifiziert werden. Haben wir den Bogen am Ende doch überspannt? Deshalb hoffe ich auf einen nachhaltigen Fukushima-Effekt.

Wer hätte sich Anfang des Jahres träumen lassen, dass der Atom-Ausstieg so plötzlich angepackt wird. Ohne Fukushima wäre das nicht passiert. Unsere Nachbarländer schütteln zwar verständnislos den Kopf und rügen den Schwenk als Kapitulation vor der Panikmache. Zumindest die Medien und Politiker behaupten das. Vielleicht auch, weil sie eines wissen: Schafft Deutschland die Energiewende, dann gibt es keinen Grund, dass es nicht auch Frankreich oder Großbritannien schaffen könnten. Das Gezeter ist nichts anderes als Angst vor den Folgen des Erfolgs.

Und genau darin liegt meine Hoffnung. Vielleicht ist es euch Gurken, Tomaten und Sprossen zu verdanken, dass die diffuse Angst vor dem gruseligen Krankheitserreger stark genug ist, unsere Essgewohnheiten zu hinterfragen. Das Gemüse als Türöffner für den Einstieg zum Verzicht auf Käfighaltung, industrielle Tierzucht, agroindustrielle Monokulturen und Existenz gefährdendem Kostendruck. Gurken und Tomaten als Märtyrer einer etwas nachhaltigeren Landwirtschaft und gesellschaftlicher Bewusstseinsbildner. Dann, liebe Gurken und Tomaten, hätte sich Eurer Leiden gelohnt.



Es grüßt Euch freundlichst

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