Mittwoch, 8. August 2012

Rödelheim Stadtteil gegen Rassismus: Gegner der Aktion werden aktiv

Rödelheim. Im Frühjahr schlossen sich engagierte Rödelheimer zusammen und gründeten die Aktion "Rödelheim Stadtteil gegen Rassismus". Als gut sichtbares Zeichen wurde ein ortsschildähnliches Schild (vgl. nebenstehender Aufkleber) gut sichtbar am Hausener Weg installiert. Für Sympathisanten der Aktion wurden Aufkleber gedruckt, die gegen eine kleine Spende etwa beim Metzger Kerber oder im Büchergarten erhältlich sind.
Auch ich klebte mir einen solchen Aufkleber ans Gartentor. Seither geht es los: Zunächst erhielt ich verquaste, preudophilosofische Abhandlungen über Rassismus in den Briefkasten geworfen. Anonym versteht sich. Wer gibt sich schon gern als Rechtssympathisant zu erkennen? Dann muss das wohl besser nachts geschehen.
Die Texte waren so abstrus, dass ich sie gleich wegwarf. In unregelmäßigen Abständen folgten weitere Schriften. Alle landeten ungesehen im Müll. Das scheint den Urheber zu ärgern. Denn nun legte er offenbar selbst an. Auf gelbem Papier druckte er "Links Faschisten" und überklebte damit in einer Nacht-und-Nebel Aktion an unserem Aufkleber das Wort "Rassismus". Mal davon abgesehen, dass es bemerkenswert ist, wie man bei einem Wort eine Fehlerquote von 100 Prozent hinbekommen kann (ich hätte ja vorher mal im Duden nachgeschaut) zeigt diese Aktion doch etwas ganz anderes: Mitten in Rödelheim, also mitten unter uns, leben Menschen, deren Sympathie für braunes Gedankengut offenbar soweit geht, dass sie nicht nur an Stammtischen ihre Latrinenparolen verbreiten. Sie sind offenbar bereits, sich vor den Karren spannen zu lassen und aktiv zu deren Verbreitung beizutragen.
Bislang hatte ich das Gefühl, Rödelheim sei ein liberaler weltoffener Stadtteil. Ich finde das auch weiterhin. Aber man merkt: Weltoffenheit ist kein Selbstläufer. Das haben die Initiatoren der Aktion "Rödelheim Stadtteil gegen Rassismus" offenbar schon länger erkannt und entsprechend gehandelt. Damit dies auchan der örtlichen Politik nicht unbemerkt vorübergeht, habe ich eine ganze Reihe von Ortsbeiräten jeglicher Couleur über die Klebeaktion informiert, um zu sensibilisieren.
Ist so etwas auch schon einmal an anderer Stelle passiert?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schlecht recherchiert: Die Aktion"Rödelheim - Stadtteil gegen Rassismus" gibt es schon seit mindestens zehn Jahren und ebenso lange wird schon der Aufkleber vertrieben.

Michel

Anonym hat gesagt…

Pressemitteilung
1. April 2013

In einem an die Fraktionen von CDU, DIE LINKE, ELF Piraten, FDP, GRÜNEN und SPD in der Stadtverordnetenversammlung gerichteten Schreiben haben sich die Rödelheimer Bürger Helmut Furtmann, Margarete Wiemer, Inge Pauls und Dr. Peter Gärtner "in aller Entschiedenheit" gegen Versuche verwahrt, "durch Verbreitung von unzutreffenden Behauptungen und rassistischen Parolen Politik machen zu wollen".
Solche Verhaltensweisen seien nicht geeignet, das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber den für das Ehrenamt Ortsbeirat Gewählten zu stärken.
Anlass des Schreibens: im Ortsbeirat 7 hat eine Mehrheit aus CDU, GRÜNEN, FDP. FW und REP in der Sitzung am 5. März 2013 dafür gesorgt, dass unter dem Betreff "Machen wir uns zum Komplizen der Täter?" und der Überschrift "Anfrage zur Gewalt durch so genannte Ehrverbrechen" beschlossen wurde, der Magistrat möge insgesamt fünf Fragen beantworten, die allesamt einen Bezug zu so genannten "Ehrverbrechen" haben.
Nach unserem Kenntnisstand gibt es in Rödelheim keine "Ehrverbrechen" und damit möglicherweise zusammenhängende Probleme existieren allenfalls in der Vorstellungswelt der Akteure dieser Anfrage. Unseres Erachtens sind die Fragen allesamt rassistisch motiviert. Kostprobe: "Liegen dem Magistrat Erkenntnisse über sogenannte „Ehrverbrechen“ vor? … Welche Hilfsangebote gibt es für die betroffenen Frauen? …Welche Kontakte gibt es zu Moschee-Vereinen und wie können die den Betroffenen helfen?"
Schon diese Fragen sind für uns Ausdruck einer deutlich von Vorurteilen geprägten rassistischen Grundhaltung, die man durch die eingehende Beantwortung von entsprechenden Fragen nicht noch unterstützen sollte.
Die Anfrage ist unseres Erachtens ein weiterer Beleg dafür, wie treffend und notwendig das mit unserer Beteiligung angebrachte Ortsschild "Rödelheim Stadteil gegen Rassismus" ist.
gez. Helmut Furtmann
gez. Margarete Wiemer
gez. Inge Pauls
gez. Dr. Peter Gärtner