Sonntag, 24. November 2013

Tiere füttern - gut gemeint ist meist das Gegenteil von gut.

Rödelheim. Mit der Tierliebe ist das so eine Sache. Gut gemeint ist meist das Gegenteil von gut. Das betrifft sicher nicht nur das Verhältnis von Mensch und Hund in dicht besiedelten städtischen Raum, das ich durchaus kritisch sehe (wurde hier ja schon thematisiert). Auch andere Versuche, wild lebenden Tieren vermeintlich etwas Gutes angedeihen zu lassen, indem man es gegen seinen Willen füttert, lassen sich immer wieder beobachten.
Es fängt ja harmlos an. Sinken den Temperaturen unter 20 Grad, nehmen die Supermärkte Vogelfutter auf ins Sortiment: Körnermischungen, Meisenknödel, das volle Programm. Dass bereits jedem Grundschüler erklärt wird, dass man Vögel im Allgemeinen nicht zu füttern braucht, ist wurscht. Ausnahmesituationen gibt es immer: eine wochenlange geschlossene Schneedecke zum Beispiel, oder einen über Wochen knüppelhart gefrorenen Boden. Aber ohne Schnee und Frost sind Fütterungen überflüssig und schaden eher. Denn sie machen Meise und Co träge und faul. Und irgendwann verlernen sie, sich selbst Futter zu suchen. Schaut euch nur die Katzen an. Fängt eine Katze heute noch eine Maus konnte sie entweder nicht anders, weil ihr das Vieh unvorsichtig vor die Nase lief, oder ihr war langweilig. Hungrig war sie sicher nicht.
Auch schon mal im Brentanopark gewesen, dort, wie die Kleine Brücke den Radweg ans andere Niddaufer lenkt? Dort, wenige Meter entfernt vom griechischen Restaurant im Vereinsringhaus, hat sich seit einiger Zeit eine Nutria-Familie eingerichtet. Nutrias sind Biberratten - also größer als Ratten, kleiner als Biber, recht possierlich und - inzwischen  - alles andere als scheu. Warum auch. Die Menschen kommen und staunen und bringen in aller Regel säckeweise Futter mit: Möhren, Salatblätter, Küchenabfälle. Ein Paradies.
Ähnlich ergeht es den Enten. So viel Brot, wie ihnen kleine Kinder mit ihren Eltern allsonntaglich an der Nidda um die Ohren werfen, können die fast gar nicht mehr fressen, wenn sie nicht ihre schwimmfähigkeit verlieren wollen.
Etwas befremdlich wirkte es da schon, dass offenbar eine Bäckerei oder zumindest ein Verkaufsladen für Brot die Brache, die lange hinter dem Rewe-Markt in der Breitlacher Straße bestand, als Entsorgungsstation für Brot ansah. Kilo- fast Zentnerweise sah nan dort allmorgendlich das Brot liegen. Selbst als die Stelle eigentlich noch mit einem Zaun abgesperrt war. Hunderte Tauben fanden das spitze.
Und neuerdings scheint es eine weitere zweifelhafte Spielart mißverstanderener Tierliebe zu geben. Hinter dem Wartehäuschen am Mittelahnsteig meint nun jemand, ein ganzes Päckchen Haferflocken auskippen zu müssen. Die dazu passenden Taubenscharen ließen nicht lange auf sich warten. Welche Motive dahinter stecken - man weiß es nicht. Von schlichter Gedankenlosigkeit über einen gezielten Versuch, die Bahn zu ärgern bis pure Blödheit ist alles drin.

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